StartKarriereAnschreiben in der Bewerbung – Zeitgemäß oder ein Relikt der Vergangenheit?

Anschreiben in der Bewerbung – Zeitgemäß oder ein Relikt der Vergangenheit?

Sie befinden sich wieder im Bewerbungsprozess, aber sind unsicher darüber, ob es nötig ist ein Anschreiben zu verfassen?

Einige mögen sich sicherlich auch fragen, ob ein Anschreiben nicht ein Relikt vergangener Zeiten sei.

Dieser Frage möchten wir in diesem Artikel nachgehen und auch beleuchten, ob die Angst, die einige Bewerber vor dem Dokument haben, berechtigt ist.

Das Anschreiben kann nämlich, wenn richtig eingesetzt, eine Chance sein, den Personaler oder Recruiter eines Unternehmens zu überzeugen.

 

Anschreiben – Heute überhaupt noch wichtig?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Bedeutung des Anschreibens in den letzten Jahren deutlich gesunken ist.

Auch die Personalabteilungen der Unternehmen und Recruiter sind mittlerweile so weit, dass sie Bewerbungen ohne Anschreiben annehmen und begrüßen.

Die Deutsche Bahn etwa verzichtet seit 2019 auf das Dokument in Bewerbungen. Das Unternehmen ließ verlauten, dass nur wenige Monate nach der Überarbeitung des Bewerbungsverfahrens eine Steigerung von rund 10 % erkennbar war.

Das Bewerben ohne Anschreiben hat sich allerdings nicht in allen Branchen durchsetzen können. Viele Unternehmen verlangen obligatorisch noch nach dem Dokument.

 

Betriebe strukturieren sich um

Mehrere Statistiken belegen, dass es mehr Bewerber auf Stellenanzeigen gibt, wenn in dem Verfahren auf ein Anschreiben verzichtet wird.

Die Unternehmen, die nicht mehr auf das Dokument setzen, gaben verschiedenste Gründe für die Abschaffung an. Bei der Deutschen Bahn lag der

Hauptgrund im Fachkräftemangel. Um mehr Bewerber zu bekommen, wurde der Bewerbungsprozess einfacher gestaltet und im Zuge dessen wurde das Anschreiben abgeschafft.

Wenn es Ihnen schwerfallen sollte ein Anschreiben zu formulieren und in der Stellenanzeige nicht ersichtlich ist, ob ein Anschreiben notwendig ist, verzichten Sie lieber darauf.

Es ist besser, lieber kein Anschreiben zu verfassen, als ein schlechtes abzuliefern.

 

Anschreiben in Online-Bewerbungen

Die Digitalisierung in Deutschland hat längst die Unternehmen erreicht. Diese sind mittlerweile so weit, dass sie eigene Online-Plattformen für den Bewerbungsprozess aufgesetzt haben.

Die auf die Bedürfnisse des Unternehmens ausgelegten Portale greifen auf Algorithmen zurück und können mithilfe dieser eine erste Filterung der Bewerber vornehmen. Sie können es sich als eine Art Vorauswahl vorstellen.

Der Faktor, dass Bewerbungen in 90 % der Fälle online durchgeführt werden, bezeugt, wie enorm wichtig das Verfahren geworden ist.

Dabei beschränkt sich die Änderung nicht nur auf große Unternehmen, im Gegenteil. Betriebe verschiedenster Größen greifen mittlerweile auf eigene Bewerbungsportale zurück. Diese

Entwicklung spricht deutlich für die Effektivität dieser. Der Grund für die Änderung liegt im Fachkräftemangel begründet, wo durch die Unternehmen gezwungen sind möglichst attraktiv auf die Bewerber zu wirken, da die Unternehmen in Konkurrenz mit anderen Betrieben stecken.

Der Vorteil für Bewerber liegt in der Einfachheit des Bewerbens und in den Portalen wird häufig auf das Anschreiben verzichtet.

 

Spezifische Textfelder ersetzen das Anschreiben

In Online-Bewerbungen wird generell auf das Anschreiben verzichtet. Stattdessen arbeiten die Betriebe mit Textfeldern und spezifischen, auf die Stelle zugeschnittenen Fragen und Aufgaben.

Es ist vorteilhaft die Felder zu bearbeiten und füllen, diese sind für Sie eine Chance die Personaler zu überzeugen und sich von den Mitbewerbern abzuheben.

Die Anzahl der Online-Bewerbungen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Laut einer Umfrage von BitKom aus dem Jahre 2021 gaben neun von zehn Personalern an, dass sie Bewerbungsunterlagen in digitaler Form erwarten. In der Umfrage wurden nur Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern berücksichtigt.

 

Kritiker zweifeln an der Motivation der Bewerber

Kritiker sind der Meinung, dass Kandidaten von einer Bewerbung absehen, so bald in der Stellenbeschreibung ein Anschreiben erwähnt wird.

Die soziale Plattform LinkedIn hatte Anfang des Jahres deshalb mit einem kleinen Shitstorm zu kämpfen.

 

Kleiner Fauxpas Seitens LinkedIn

Der Grund lag daran, dass LinkedIn auf Twitter „Litte Miss verzichtet auf eine Bewerbung, wenn Sie ein Anschreiben aufsetzen muss“ gepostet hatte.

Für viele Bewerber allerdings ist das Anschreiben, ein Instrument der Vergangenheit und der Tweet der sozialen Plattform ein Beweis dafür, dass einige Personaler noch an alten Strukturen festhalten würden.

 

Qualitätsverlust durch das Fehlen des Anschreibens

Kritiker sind der Meinung, dass Bewerbungen ohne Anschreiben an Qualität einbüßen würden. Für diese Aussage jedoch gibt es keine festen Belege.

Ein Anschreiben ist eine Möglichkeit, dem Personaler Werte wie Motivation und Zielstrebigkeit zu vermitteln.

Daher wird das Anschreiben öfter auch als Motivationsschreiben bezeichnet. Es soll die Bewerber nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ filtern.

Den Kritikern halten die Unterstützer vor, dass ein Anschreiben richtig genutzt einem Bewerber nur dienlich sein kann.

Soft Skills und Berufserfahrungen, die keine Erwähnung im Lebenslauf finden konnten, können so erwähnt werden und mit den verlangten Fertigkeiten der Stelle in Bezug gebracht werden.

Ein weiterer Punkt, den Kritiker des Anschreibens hervorheben, ist, dass dieser von Freunden oder Familienangehörigen verfasst sein könnte.

Daher sei es besser, ein persönliches Gespräch zu vereinbaren, um die Bewerber direkt kennenzulernen.

 

Was gehört in das Anschreiben?

Falls in der Stellenanzeige ein Anschreiben verlangt wird, gibt es einige Kniffe, die Ihnen durchaus helfen werden, euch von euren Mitbewerbern positiv abzusetzen.

Es ist kein Geheimnis, dass Personaler dutzende Bewerbungen sichten und dementsprechend viele Anschreiben zu Gesicht bekommen.

Daher ist es zu empfehlen, das Anschreiben möglichst kurz, prägnant und individuell zu gestalten, damit es dem Personaler im Hinterkopf bleibt.

Der Grund, warum in den Personalabteilungen dem Anschreiben weniger Wert beigemessen wird als früher, ist, dass diese nicht mehr so viel Aussagekraft besitzen.

Das Anschreiben sollte nicht nur eine bloße Wiederholung beziehungsweise Verschriftlichung des Lebenslaufes sein.

Vielmehr sollte es diesen ergänzen. Er muss einen Mehrwert bieten können, um den einen starken ersten Eindruck zu liefern.

 

Auf die Stellenanzeige eingehen

Das Anschreiben sollte auf das Anforderungsprofil der Stelle zugeschnitten sein, versuchen Sie auf die verlangten Punkte in der Anzeige einzugehen.

Erwähnen Sie Fertigkeiten, die Sie sich im Laufe Ihrer beruflichen Karriere angeeignet haben, sofern diese für die Stelle relevant sind.

Ihre erlernten Kompetenzen sollten sie mit Referenzen belegen, um das Schreiben abzurunden.

Personaler, die weiterhin auf das Anschreiben setzen und befürworten, erhoffen sich durch das Schreiben einen Rückschluss auf die Qualität und Persönlichkeit der Bewerber ziehen zu können.

Im besten Fall soll das Dokument anhand eines roten Fadens den beruflichen Werdegang eines Bewerbers aufzeigen.

 

Fazit – Ist ein Anschreiben in der Bewerbung noch notwendig?

Fakt ist, dass ein Anschreiben lange Zeit als Pflicht galt und zu einem der wichtigsten Entscheidungskriterien der Recruiter galt.

Theoretisch kann ein Anschreiben einen Mehrwert bieten und das Profil des Bewerbers ergänzen, in der Praxis jedoch stimmt dies nur selten.

Es ist in den meisten Fällen eine reine Wiederholung des Lebenslaufes und auch die Unternehmen sind von dem Konzept abgerückt. Es ist ein Relikt vergangener Tage.

Mustafa Gencer
Mustafa Gencer
.. kommt aus dem turbulenten Ruhrgebiet und ist zurzeit in der Endphase seines Bachelorstudiengangs Economics & Finance an der Universität Trier. Er hat sich im Jahr 2022 selbständig gemacht im Bereich Digital Consulting und das Schreiben war schon, seit dem er in Kinderschuhen steckte, seine große Leidenschaft. Seine im Zuge dessen erlernten Fertigkeiten und Erfahrungen werden von ihm hier auf Marktwissen mit den Lesen geteilt.

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